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Posts Tagged ‘Lyrik’

Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird,
wenn es anders wird;
aber so viel kann ich sagen, es muß anders werden,
wenn es gut werden soll.

Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), 
deutscher Physiker

neujahrProgramm: Apophysis


Man nehme 12 Monate,

putze sie ganz sauber von Bitterkeit,
Geiz, Pedanterie und Angst,

und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile,
so dass der Vorrat genau für ein Jahr reicht.

Es wird ein jeder Tag einzeln angerichtet
aus einem Teil Arbeit
und zwei Teilen Frohsinn und Humor.

Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu,
einen Teelöffel Toleranz,
ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt.

Dann wird das Ganze
sehr reichlich mit Liebe übergossen.

Das fertige Gericht schmücke man
mit einem Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten
und serviere es täglich mit Heiterkeit!

Katharina Elisabeth Goethe (1731-1808),
Mutter v. Johann Wolfgang von Goethe

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Ich lese ihn zu gern. Heute habe ich unter Peter Panter diese herrliche Gebrauchsanweisung gefunden:

Peter Panter
– „Gebrauchsanweisung“
Vossische Zeitung, 10.10.1930, Nr. 478.

Erfahrungen vererben sich nicht – jeder muß sie allein machen. Jeder muß wieder von vorn anfangen … Nun fängt ja keiner ganz von vorn an, weil in jedem Menschen vielerlei Erfahrungen aufgestapelt sind: zwei Großväter,
vier Urgroßväter, achtzehn alte Onkel, dreiundzwanzig Tanten, Ur-Ur-Ur-Ur-Ahnen … das trägst du alles mit dir herum. Und manchmal, wenn du grade einen Entschluß faßt, dann entscheidet in Wahrheit dein im Jahre 1710 gestorbener Ur-Ur-Ur-Ur… Adolf Friedrich Wilhelm Panter, geb. 1675 in Bückeburg – der entscheidet, was du tust. Du gehst nachher herum und sagst: »Ich habe mich entschlossen…«

Erfahrungen vererben sich selten. Die katholische Kirche hat da so eine Art Erfahrungsschatz aufgespeichert, den sie ihren Adepten, mehr oder minder symbolisch, abgibt – sie profitiert sehr davon. Man kann da viel lernen, wenn man da etwas lernen kann. Aber zum Beispiel bei der Erziehung…

Da haben unsre Väter gesagt: »Hör auf mich – ich bin ein alter erfahrener Mann …« Nun, wir haben nicht gehört. Ob zum Schaden oder zum Nutzen,
ist eine andre Sache – aber gehört haben wir nicht. Jeder will sich seinen Schnupfen allein holen.

Das kann ihm aber auch keiner verdenken. Es gibt so wenig gute Anleitungen … Da haben wir nun Bücher, wie man das Autofahren lernt,
wie man Bienen züchtet und Küchenpetersilie zieht; wie man sich zum Gewerbeschullehrer-Examen vorbereitet… für alles das gibt es sehr brauchbare und handliche Werke. Nur, wie man sich mit seinen Mitmenschen am besten verhält – da gibt es weniger brauchbare Bücher.

Es gibt ganze Waschkörbe voll – aber das Zeug ist meist nicht zu brauchen. Diese Bücher moralisieren; sie sagen, wie es sein sollte – nicht: wie es
wirklich ist. Das ist sehr schade – hier fehlt etwas.

Die deutsche Literatur ist in diesem Punkt merkwürdig schwach. Oder kenne ich diese verborgenen Schätze nicht…? Ich lasse mich gern belehren. Im Französischen gibt es da sehr schöne Sachen – besonders aber im Englischen, das sind ja Leute von großer praktischer Lebensweisheit. Wir haben viel Theoretisches, sehr viel Moralistisches – aber wenig gute klare und kurze Kompendien darüber, wie es so im menschlichen Leben ist.

Da liegt nun so ein Neugeborenes … Ja, wie soll denn das arme Wesen wissen, wie es sich hienieden verhalten soll, wenn man ihm nicht einen Fahrplan in die Hand gibt -? Sagen Sie selbst.

Und dabei gäbe es doch so viel, so unendlich viel Einfaches zu sagen. Und zwar lauter Sachen, die für eine mittlere Ewigkeit hinreichen – denn die Natur des Menschen ändert sich nicht, nur ihre Formen ändern sich. In Balthasar Gracians Handorakel (vom alten Schopenhauer übersetzt) stehen so einige Dinge – wenn man die beherzigt, kommt man schon ein ganz gutes Stück weiter.

Warum schreibt zum Beispiel nicht einmal ein alter gebauter Fuchs, dessen Fell das Leben gegerbt hat, was man alles mit dem Menschen nicht tun darf! Wie verletzlich sie sind; wie man sie niemals necken soll; wie man immer
so tun muß, als höre man zu (Zuhörenkönnen ist überhaupt die halbe Lebensweisheit) – keiner schreibt einem das auf. Und da machen denn
die Leute einen Haufen Dummheiten und wundern sich, daß sie nicht Regierungsrat werden, und wenn sie alt sind und es bei weitem zu spät ist, dann kommen sie langsam hinter den Dreh und halten ihren Kindern lange Vorträge, wie man es machen müsse, um etwas zu erreichen. Und die guten Kinder denken: »Wenn du so klug bist – warum hastn du dann nicht selber …?« und wenden sich ab und hören nicht zu. Sie wissen das nicht,
daß vom Zuhören …

Keiner schreibt es ihnen auf. So ein Büchlein müßte die konzentrierteste Lebensweisheit enthalten, mit einer Aphorismensammlung hat das gar nichts zu tun, beileibe nicht. Es müßten wirklich so goldene Regeln sein, wie etwa die, die der Weltreisende Richard Katz einmal gegeben hat: »Vor jeder großen Reise sich die Zähne reparieren lassen.« Das ist kein Aphorismus – das ist
eine (schmerzlich) gewonnene Erfahrung. So ein Buch müßte das sein.

»Sagen Sie … Herr Panter … was ich sagen wollte: Warum schreiben Sie denn das nicht?« – »Ich? Als wie ich? Werter Herr… haben Sie schon mal einen Pokerspieler gesehen, der vor dem Spiel und während des Spieles Ihnen genau erzählt, wie er blufft?

Na, also?«

Kurt Tucholsky – 1930

 

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Programm: Apophysis
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Auf einmal mußte ich singen…
Und ich wußte nicht warum.
Doch abends weinte ich bitterlich.

Es stieg aus allen Dingen
Ein Schmerz und der ging um –
Und legte sich auf mich.

Stürmische Wolkendepeschen
Erschreckend den Weltenraum;
Und die Beeren der Ebereschen
Die winzigen Monde am Baum.

Else Lasker-Schüler (1869 – 1945)
Annäherung an eine Biographie

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Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit werden gatten
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.
Novalis (1772 – 1801)  aus „Heinrich von Ofterdingen“

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Nein, ich vergesse dich nicht,
was ich auch werde,
liebliches zeitiges Licht,
Erstling der Erde.

Alles, was du versprachst,
hat sie gehalten,
seit du das Herz mir erbrachst
ohne Gewalten.

Flüchtigste frühste Figur,
die ich gewahrte:
nur weil ich Stärke erfuhr,
rühm ich das Zarte.

Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)

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Abenddämmerung
Sonnenuntergang Okt.2012_1687.

Eine runzelige Alte,
schleicht die Abenddämmerung,
gebückten Ganges
durchs Gefild
und sammelt und sammelt
das letzte Licht
in ihre Schürze.
 .
Vom Wiesenrain,
von den Hüttendächern,
von den Stämmen des Walds,
nimmt sie es fort.
Und dann
humpelt sie mühsam
den Berg hinauf
und sammelt und sammelt
die letzte Sonne
in ihre Schürze.
 .
Droben umschlingt ihr
mit Halsen und Küssen
ihr Töchterchen Nacht
den Nacken
und greift begierig
ins ängstlich verschlossene
Schurztuch.
 .
Als es sein Händchen
wieder herauszieht,
ist es schneeweiß,
als wär es mit Mehl
rings überpudert.
 .
Und die Kleine,
längst gewitzt,
tupft mit dem
niedlichen Zeigefinger
den ganzen Himmel voll
und jauchzt laut auf
in kindlicher Freude.
Ganz unten aber
macht sie einen großen,
runden Tupfen –
das ist der Mond.
 .
Mütterchen Dämmerung
sieht ihr mit mildem
Lächeln zu.
Und dann geht es
langsam
zu Bette.
Christian Morgenstern – In Phanta’s Schloß

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Ferdinand Freiligrath hat Robert Burns‘ Gedicht von 1795: „A Man’s  a Man for A‘ That“ zum ersten Mal 1843 unter dem Titel „Trotz alledem“  ins Deutsche übertragen. Die erste Zeile lautete: „Ob Armuth euer Loos auch sei“.  Im Zuge der Märzrevolution folgte 1848 eine zweite Nachdichtung mit diesem Anfang: „Das war ’ne heiße Märzenzeit, trotz Regen, Schnee und alledem“.

Ausführlich wird die Geschichte dieses Robert Burns‘ Liedes und seiner Nachdichtung im Historisch-kritischen Liederlexikon beschrieben.
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Ed Miller berichtet zu Beginn seines Vortrags von der bewegenden Eröffnung des  Schottischen Parlaments am 1. Juli 1999, bei der Sheena Wellington dieses Lied sang:
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Engl. Text:  http://celtic-lyrics.com/lyrics/8.html
Dt. Text (1848):  http://www.volksliederarchiv.de/text2535.html
Neuester dt. Text von Hannes Wader:  http://www.songtextemania.com/trotz_alledem_iii_songtext_hannes_wader.html

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Einblick

Rd.48 Einblick_01Programm: Apophysis
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Frau Welt, was ist das nur mit euch?
Herr Walter sprach’s, der alte.
Ihr werdet grau und faltenreich
Und traurig von Gestalte.

Frau Welt darauf erwidert schnippsch:
Mein Herr, seid lieber stille.
Ihr scheint mir auch nicht mehr so hübsch
Mit eurer schwarzen Brille.

Wilhelm Busch (1832 – 1908)

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Paul Grimault (1905-1994) – http://www.paulgrimault.com/

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Die Vogelscheuche
Die Raben rufen: „Krah, krah, krah!
Wer steht denn da, wer steht denn da?
Wir fürchten uns nicht, wir fürchten uns nicht
vor dir mit deinem Brillengesicht.

Wir wissen ja ganz genau,
du bist nicht Mann, du bist nicht Frau.
Du kannst ja nicht zwei Schritte gehn
und bleibst bei Wind und Wetter stehn.

Christian Morgenstern (1871-1914)
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Erzähler: Sancho Gracia
Autor und Direktor: Marco Besas
Animation / Drawings: Carlos Lascano
Original Music: Fernando Cascales
Producer: Juan Manuel Díaz
Sound Design: Antonio Garrido
Editor and Effects: Carlos Lascano
3D Animation and Models: Fernando Cascales
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Gold macht nicht jeden reich

Gold ist geschmeidig und weich 
Wie ein Lurch. 
Schlängelt sich zwischen den Fingern durch. 
Gold entrollt, von Gott gewollt.

Gold soll nicht frech sein. 
Gold darf nicht Blech sein, 
Nicht durchmessingt oder durchsilbert. 
Gold will redlich frei sein, 
Ohne aufgezwungnes Beisein, 
Hören Sie, Gilbert? 

Gold macht uns trunken.
Gold Stinkt als Halunkensold. 
Gold macht nicht gut. 
Gold wittert Blut. 
Gold macht nicht froh.

Wo ist Gold? Wo? 

In Europa ist kein Gold mehr da. 
Alles Gold ist in Amerika.

Doch Sie haben recht, mein lieber Mister, 
Deutschland nährt ein bißchen viel Minister. 
In den Einzelstaats-Beamtenheeren 
Könnte man die Hälfte gut entbehren.

Joachim Ringelnatz (1883–1934)

…das kommt mir doch sehr bekannt vor!

Und dann auch das noch! 😉

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Erich Mühsam

Der Anarchisterich

War einst ein Anarchisterich,
der hatt den Attentatterich
Er schmiß mit Bomben um sich rum;
es knallte nur so: bum bum bum.
Einst kam der Anarchisterich
an einen Schloßhof fürstelich,
und unterm Rock verborgen fein
trug er ein Bombombombelein.

Nach Haus kam Serenissimus,
sprach: Omnia nos wissimus,
und sprach viel weise Worte noch,
daß alles rings nach Weisheit roch.
Jedoch der Anarchisterich
mit seiner Bombe seitwärts schlich
und schmiß sie Serenissimo
unter den Rokokopopo.

Und rings war alles baß entsetzt,
Durchlaucht hat sich vor Schreck gesetzt,
indes der Anarchisterich
durch eine Seitentür entwich.
Nur einer sprang beherzt herbei,
zu helfen, was zu helfen sei.
Doch sprach er bleich: Volk, höre nur,
’s ist ne Bomb-onniere nur.

Rings aber lag man auf dem Knie
und heulte, jammerte und schrie
und betete: Du lieber Gott,
schlag doch die Anarchisten tot!
Drum merk dir, Anarchisterich,
heil dich vom Attentatterich.
Kommst du zu Hofe fürstelich,
geht’s fürder dir für-fürchterlich.

Erich Mühsam  *06.04.1878 in Berlin, ermordet von
SS-Bewachern am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg

http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_M%C3%BChsamhttp://www.muehsam.de/

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Ich konnte es kaum glauben, als ich im TV sah, dass Jugendlichen, doch nicht nur ihnen, zum Begriff Tugend nichts einfiel. Manche kannten nicht einmal das Wort.
Also habe ich mal im Netz gefischt und unter vielem anderen das hier gefunden.
Interessant welche Tugenden in den diversen Epochen besonders geschätzt wurden. Auch war es durchaus nicht immer vorteilhaft, als tugendhaft zu gelten!

 

 Verhör des Guten
von Berthold Brecht, 1935

Tritt vor: wir hören
dass du ein guter Mann bist.
Du bist nicht käuflich
Aber der Blitz
Der ins Haus einschlägt ist auch
Nicht käuflich.
Was du einmal gesagt hast, dabei bleibst du.
Was hast du gesagt?
Du bist ehrlich, du sagst deine Meinung.
Welche Meinung?
Du bist tapfer.
Gegen wen?
Du bist weise.
Für wen?
Du siehst nicht auf deinen Vorteil.
Auf wessen denn?
Du bist ein guter Freund.
Auch guter Leute?

So höre: Wir wissen
Du bist unser Feind. Deshalb wollen wir dich
Jetzt an eine Wand stellen.
Aber in Anbetracht deiner Verdienste
Und guten Eigenschaften
An eine gute Wand und dich erschießen mit
Guten Kugeln guter Gewehre und dich begraben mit
Einer guten Schaufel in guter Erde.




Es gibt wirklich viel Literatur zum Thema Tugend.
Gefallen haben mir auch diese nützlichen Tugenden!



Die 13 nützlichen Tugenden eines Erzkapitalisten
Benjamin Franklin, um 1730

1. Mässigkeit – Iss nicht bis zum Stumpfsinn, trink nicht bis zur Berauschung!
2. Schweigen – Sprich nur, was anderen oder dir selbst nützen kann; vermeide unbedeutende Unterhaltung!
3. Ordnung – Lass jedes Ding seine Stelle und jeden Teil deines Geschäfts seine Zeit haben!
4. Entschlossenheit – Nimm dir vor, durchzuführen, was du musst; vollführe unfehlbar, was du dir vornimmst!
5. Sparsamkeit – Mache keine Ausgabe, als um anderen oder dir selbst Gutes zu tun« das heisst: vergeude nichts!
6. Fleiss – Verliere keine Zeit; sei immer mit etwas Nützlichem beschäftigt; entsage aller unnützen Tätigkeit!
7. Aufrichtigkeit – Bediene dich keiner schädlichen Täuschung; denke unschuldig und gerecht, und wenn du sprichst, so sprich danach!
8. Gerechtigkeit – Schade niemandem, indem du ihm unrecht tust oder die Wohltaten unterlässt, die deine Pflichten sind!
9. Mässigung – Vermeide Extreme; hüte dich, Beleidigungen so übel aufzunehmen, wie sie es nach deinem Dafürhalten verdienen!
10. Reinlichkeit – Dulde keine Unsauberkeit am Körper, an Kleidern oder in der Wohnung!
11. Gemütsruhe – Beunruhige dich nicht über Kleinigkeiten oder über gewöhnliche oder unvermeidliche Unglücksfälle!
12. Keuschheit – Übe geschlechtlichen Umgang selten, nur um der Gesundheit oder der Nachkommenschaft willen, niemals bis zur Stumpfheit, Schwäche oder zur Schädigung deines eigenen oder fremden Seelenfriedens oder guten Rufes!
13. Demut – Ahme Jesus und Sokrates nach!
Benjamin Franklin: Autobiographie. München: C. H. Beck 1983, 116-117

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. . . wobei mir wieder bewußt wurde, wie sehr ich mich in Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft befinde und wie sehr ich darüber die Gegenwart vergesse.


Spruch des Konfuzius

Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.

Keine Ungeduld beflügelt
Ihren Schritt, wenn sie verweilt.
Keine Furcht, kein Zweifeln zügelt
Ihren Lauf, wenn sie enteilt.
Keine Reu, kein Zaubersegen
Kann die Stehende bewegen.

Möchtest du beglückt und weise
Endigen des Lebens Reise,
Nimm die Zögernde zum Rat,
Nicht zum Werkzeug deiner Tat.
Wähle nicht die Fliehende zum Freund,
Nicht die Bleibende zum Feind.
Friedrich von Schiller (1759-1805)

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Betrachtung der Zeit

Mein sind die Jahre nicht,
Die mir die Zeit genommen;
Mein sind die Jahre nicht,
Die etwa möchten kommen;

Der Augenblick ist mein,
Und nehm ich den in acht
So ist der mein,
Der Jahr und Ewigkeit gemacht.
Andreas Gryphius (1616-1664)

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Das Geheimnis der Zeit – Einsteins Relativitätstheorie
Part1

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Gedancken über der Zeit

Ihr lebet in der Zeit und kennt doch keine Zeit;
so wisst, ihr Menschen, nicht von und in was ihr seid.
Dies wisst ihr, dass ihr seid in einer Zeit geboren
und dass ihr werdet auch in einer Zeit verloren.
Was aber war die Zeit, die euch in sich gebracht?
Und was wird diese sein, die euch zu nichts mehr macht?
Die Zeit ist was und nichts, der Mensch in gleichem Falle,
doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle.
Die Zeit, die stirbt in sich und zeugt sich auch aus sich.
Dies kömmt aus mir und dir, von dem du bist und ich.
Der Mensch ist in der Zeit; sie ist in ihm ingleichen,
doch aber muss der Mensch, wenn sie noch bleibet, weichen.
Die Zeit ist, was ihr seid, und ihr seid, was die Zeit,
nur dass ihr wenger noch, als was die Zeit ist, seid.
Ach dass doch jene Zeit, die ohne Zeit ist, käme
und uns aus dieser Zeit in ihre Zeiten nähme,
und aus uns selbsten uns, dass wir gleich könnten sein,
wie der itzt jener Zeit, die keine Zeit geht ein!
Paul Fleming (1609-1640) – Deutscher Arzt und Barockdichter,
der 1631 zum »Kaiserlichen Poeten« gekrönt wurde.

Paul Fleming wurde 1609 geboren und starb – gerade mal 31 Jahre alt – 1640 mitten in der Zeit des schrecklichen Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648 / Unterzeichnung des Westfälischen Friedens in Münster und Osnabrück). Vier KaiserRudolf II.MatthiasFerdinand II.Ferdinand III. – herrschten zu Flemings Lebzeiten.

LESESTOFF zum Thema Zeit:

Manus Homepage über die Zeit:
http://www.wasistzeit.de/index.php

Zeit ist, was verhindert, dass alles auf einmal passiert“
John A. Wheeler, Physiker

Physik – Zeit ist nur eine Illusion

http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/bdw/tid-8332/physik_aid_229939.html
Focusonline/Wissen vom 18.12.07

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