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Posts Tagged ‘Vagabund’

Ein erstes Hallo Euch allen!

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Hier ist es nun mein erstes Blog – leider ohne Fotos – das Hochladen will einfach nicht klappen. Drum sucht sie bitte selbst unter dem Link weiter unten. 14.11.07: Habe es nun doch geschafft!

Beim Herumstöbern fiel mir das Buch des Dänen Jacob Holdt „Bilder aus Amerika“ mal wieder in die Hände. Es erschien 1978 im S.Fischer Verlag und die Fotos sind zum großen Teil noch schwarz-weiß!

http://www.american-pictures.com/english/index.html

Wie Jacob Holdt fünf Jahre lang durch Amerika vagabundierte, unter schlimmsten aber auch fürstlichsten Bedingungen lebte und überlebte, ist mehr als beeindruckend.

4 x wurde er Opfer von bewaffneten Raubüberfallen
2 x entkam er Messerattacken
2 x zielten ängstliche Polizisten mit Gewehren auf ihn
1 x wurde er von 10 – 15 Schwarzen in einer dunklen Allee fast getötet
1 x wurde er aus dem Hinterhalt vom Ku Klux Klan überfallen
Außerdem flogen ihm öfter mal Querschläger um den Kopf.

2 x wurde er vom FBI und
4 x mal vom Secret Service verhaftet
Er lebte zusammen mit 3 Mördern und zahllosen Kriminellen

„….aber ich habe nie einen bösen Amerikaner getroffen!“

1970 kehrte Jacob Holdt Dänemark den Rücken. Er war enttäuscht von seinen Landsleuten. Er hatte erkannt, wie schuldig der Westen in Vietnam geworden war. Ein junger Amerikaner, der bei ihm wohnte, hatte ihm die Augen für das Unrecht des Vietnam-Krieges geöffnet und ihn für den Widerstand dagegen begeistert. Er wollte die Dänen wachrütteln. Doch sein und seiner Freunde Einsatz für Vietnam beeindruckte sie nur wenig. Am Tage nach der My-Lai-Nacht haute Jacob ab, niedergeschlagen und desillusioniert, Er hatte erkannt, dass seine Arbeit aussichtslos war. Enttäuscht darüber, dass die 25 Jahre andauernden Massaker gegenüber einem anderen Volk der dänischen Bevölkerung noch immer nicht bewusst geworden waren, ja dass sie noch immer nicht ahnte, was eigentlich in Indochina vor sich ging …und nun auch froh, diese gleichgültige Gesellschaft hinter sich lassen zu können, machte er sich auf nach Amerika mit 40 Dollar in der Tasche. Er war 24 Jahre alt.

Fünf Jahre lang trampte er vagabundierend durch Amerika, lebte vom Blutspenden und schlief, wo man ihm einen Schlafplatz bot – bei arm und reich. Weil seine Eltern seinen Berichten kaum glaubten, kaufte er sich für 30 Dollar eine Kamera in einer Pfandleihe. In den ersten drei Jahren war ihm das Vagabundieren allerdings noch wichtiger als das Fotographieren und auch später dienten seine Bilder in erster Linie dazu, seine Beobachtungen zu verdeutlichen. Meistens sind es Schnappschüsse.

Hier ein Auszug – sein Bericht über Alfonsos Familie:
„In Baltimore begleitete ich Alfonso nachts durch die Straßen, wenn er Leute überfiel und bestahl, um zu überleben. Seine Frau hatte in einem Kaffeerestaurant gearbeitet, wo sie wöchentlich einhundertzwanzig Mark verdiente, was nicht ausreicht, um sechs Kinder ernähren zu können. Alfonso und seine Frau liebten einander und ihre Kinder, aber um zu überleben, mußte er einfach auf der Straße rauben.
Ich half ihm, indem ich in Baltimore Schuhe für die Kinder stahl, und er machte mich bekannt mit der kriminellen Unterwelt der Stadt. Auf diese Weise war er in der Lage, seine Wohnung schön einzurichten und sich ein paar Mal im Jahr ein Auto zu leisten, um die Kinder hinaus in die Natur zu fahren.
Als ich ein Jahr später wieder zurückkehrte sahen seine Kinder sehr betrübt aus. Man berichtete mir, dass Alfonso zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Und im Gefängnis stellte ich fest, dass man gemeinsam mit ihm auch seinen ältesten Sohn eingesperrt hatte. Als die Familie plötzlich auf die Einnahmen des Vaters verzichten mußte, hatte der älteste Sohn versucht mit einem Bankraub der Familie aus ihren wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu helfen.
Unten sieht man Alfonsos Frau zu Besuch im Gefängnis. In den kommenden sechs Jahren wird sie ihren Mann nicht berühren dürfen, und sie kann ihn nur über laute Telefone hören, die abgehört werden.

Foto aus „Bilder aus Amerika“ von Jacob Holdt, S.Fischer Verlag 1978.

Tausende schwarzer Ehen sind auf diese Weise aufgelöst worden. Damit hat die moderne Gesellschaft die Traditionen der primitiveren Form des Kapitalismus während der Sklavenzeit fortgesetzt, indem sie die schwarze Familie zerstört und Verhältnisse schafft, die auf jeden Fall die Liebe in der Familie versiegen lassen. Heute muß die Familie von Alfonso Not leiden, die Kinder müssen selbst zurechtkommen und im Hause verfällt alles. Leider ist die Familie Alfonsos ein typisches Beipiel für das Phänomen, das die schwarze Familie durch die gesamte amerikanische Geschichte charakterisiert. Die Unterdrückung innerhalb der Heren-Sklaven-Gesellschaft hat dem schwarzen Mann seine Gleichberechtigung und seine eigene Männlichkeit verweigert, da beide das Bestehen des Verhältnisses Herr-Sklave bedroht haben würden.“

Das Blättern in dem Buch hatte mich neugierig gemacht und ich wollte nun wissen, ob ich nach über 30 Jahren etwas darüber im Internet finden würde. Ich habe etwas gefunden und ich finde es sehr beeindruckend, wie Jacob Holdt sich noch immer einsetzt. Heute sagt man, es gäbe keine Vorbilder mehr! Ich finde, Jacob Holdt ist ein solches Vorbild!  Ihr findet sein Buch inklusive der Fotos nun online und noch einiges Beeindruckende mehr – in englischer und dänischer Sprache! Doch seht es Euch selbst an:
http://www.american-pictures.com/english/index.html

Update 6.9.2013

Jacob Holdt liebt den Rassismus zu Tode:  http://www.vice.com/de/read/jacob-holdt-liebt-den-rassismus-zu-tode?Contentpage=1   von Barbara Dabrowska, Februar 2012

USA in den Siebzigern – Vereinigte Alpträume von Amerika:  http://einestages.spiegel.de/external/ShowTopicAlbumBackground/a6045/l0/l0/F.html  von Christoph Gunkel, Januar 2010

Hippie-Vagabund mit der Kamera – Jacob Holdts Reise in die Abgründe der amerikanischen Gesellschaft,
http://web.archive.org/web/20070927212441/http://www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~uid,ngr5tbniylwta37m~cm.asp ,
WDR, Sonntag, 22. April 2007

Jacob Holdt, HP – http://www.american-pictures.com/english/jacob/

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